Frank Lorenz (Jahrgang 1965) ist christlicher Pfarrer, dipl. Journalist (Schweizer Journalistenschule MAZ, Jg 1998) und hat einen Master in Business Administration. In einem früheren Leben war er Rettungssanitäter (Johanniter Unfall Hilfe, Nürnberg).
Er wird und wurde (seit Mitte der 1980er Jahre) mentoriert vom US-amerikanischen Franziskaner Richard Rohr und dem deutschen lutherischen Pfarrer Andreas Ebert.
Er liebt seit 2004 den Basler Germanisten und Journalisten Martin Schilling, mit dem er 2020, im Vorfeld seines Armeedienstes in der Coronapandemie, eine zivile Partnerschaft eingegangen ist. Beide haben zusammen 4 Paten"kinder", an deren Erziehung sie sich intensiv beteilig(t)en.
Die Theologie und Seelsorge
Am Pfarrersein schätzt Frank Lorenz vor allem die geistliche Arbeit. Er beschreibt diese Arbeit mit der Arztmetapher: «Als Gemeindepfarrer verstand ich mich wie ein Hausarzt. Man begleitet das Leben und ist da, wenn Krisen sind. Jetzt bin ich eher – um im Bild zu bleiben – wie ein Arzt an einem Unispital, der grundsätzlich forscht, einige Patienten hat und manchmal Notfalleinsätze. Und: Der Arzt bietet Medikamente gegen Krankheiten. Ich biete ein «Medikament gegen den Tod» (wie die altgriechische, klassische Theologie das nannte "medikamentos athanatos"): Die Ewigkeit wahrzunehmen, die uns umgibt, die entstanden ist durch den Gott der jüdisch-christlichen Tradition, durch die Befreiung aus der Knechtschaft, Wüstenwanderung, Kampf, Heimatfinden und am Ende dann Auferstehung.»
Die Seele ist für den Seel-Sorger Lorenz "ein Schutzraum, wo Menschen nie verletzt wurden, wo sie nur sie selbst sind, wo G'tt sie anspricht, den sie immer aufsuchen können." Für die Seele sorgt übrigens - um genau zu sein - G'tt selbst: "Der Ewige ist mein:e Hirt:in (Psalm 23). Wir irdische Seelsorgende sind dann eigentlich die Hirtenhunde der:s liebenden Seelenhirt:in:en."
In einem Nachdiplomstudium hat er sich zumNotfallseelsorger ausbilden lassen (2012/13) und erwarb in der Folge die eidg. Qualifikation zum Fachmann Psychologische Nothilfe . In der Schweizer Armee absolvierte er erfolgreich die Ausbildung zum Caregiver und dann zum Teamleiter Care .
Das ehrenamtliche Engegement
Eines seiner ehrenamtlichen Herzensengagements ist die jüdisch-christliche Versöhnungs- und Bürgerrechtsbewe-gung. Er ist Vorstand und Aktuar der "Christlich-jüdischen Arbeitsgemeinschaft" in Basel.
Das andere Herzensanliegen ist die die LGBTQI-Bewegung. Er will LGBT* Menschen Heimat, Zugehörigkeit und Sicherheit erkämpfen und ermöglichen helfen. Mit seinen theologischen und kirchlichen Ressourcen konzipierte er beispielsweise die erste Namensfeier für Trans* Personenoder eine Möglichkeit für zivil verpartnerte Paare, einfach und festlich ihre Partnerschaft nach der (in der Schweiz seit dem 1.7.2022 möglichen) Ehe zu einer Ehe "upzugraden".
Er konzipiert und leitet zu diesen beiden Herzensanliegen oft Podien oder ist gefragter Experte und Referent für beide Arbeitsfelder in Kirche und Gesellschaft.
Die Kirche
Kirche und Spiritualität hat für Frank Lorenz viele Aufgaben und Gestalten . So sollten Kirchenräume «Seele für den Menschen in einem Gebäude spiegeln: Ein Schutzraum und ein attraktives Gegenbild zur nach aussen glänzenden Kultur, die uns umgibt.« Seine Tätigkeitsfeld in der Offenen Kirche Elisabethen (OKE) - seit 2014 - als postkonfessionelles Kirchenprojekt nimmt «von allen Konfessionen das Gute» und bringt «es in ein neues Gefäss: die OKE».
Mit seiner Kollegin Monika Hungerbühler leitete er seit 2014 - bis zu ihrer Pensionierung 2021 - freundschaftlich-geschwisterlich die OKE . Seit August 2022 ist Anne Burgmer Lorenz' Kollegin.
Die OKE-Leitenden und das Team haben "die Nase im Wind", was Themen angeht, die in Basel und der Schweiz intressieren. Im Format "Basel im Gespräch" werden solche Themen in der Kirche zur Sprache gebracht.
Kirche kann für Lorenz auch im Militär sein, wenn er seinem Dienst als Armeeseelsorger nachgeht. Er nennt dies «offene Kirche in Uniform». Das Bemerkenswerte daran ist, dass «in der Armeeseelsorge geschieht, was sonst abnimmt: Kirche im öffentlichen Raum, die von vielen Menschen nachgefragt wird." Was könnte der:n Kirche:n besseres passieren, als so etwas.
Die OKE
In der heutigen Situation der finanziellen Schwierigkeiten lässt sich der "Master of business administration" in Betriebswirtschaft und Unternehmensführung nicht entmutigen. Er hält sich dabei an das Motto von Berlins ehemaligen Regierenden Bürgermeister Wowereit für den Stadtstaat Berlin: «Arm aber sexy». «Wenn wir als Kirche schon arm sind, dann sollten wir zumindest sexy sein» Dass Kirche das kann, davon ist er überzeugt. Er sieht die vielen tollen, begeisternden Menschen in der Kirche und findet, man müsse «sie nur einfach mal machen und laufen lassen».
Die OKE ist nach Auftrag der Mutterkirchen die "Abteilung Forschung und Entwicklung" der Landeskirchen (Zitat Prof. Dr. Pfr. Lukas Kundert, Präsident der Evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt). Sie erprobt alternative Finanzierungsmodelle für kirchliche Arbeit und Angebote.
Dazu zählen in der OKE
- Vermietungen der Räume, inkl. full-service durch das OKE-Team
- Spenden und Fundraising
- Partnerschaften und Networking (besonders mit lokalen Stiftungen oder staatlichen Aktuer:inn:en) um - zumeist diakonische aber auch zivilgesellschaftliche - Aufgaben zu erledigen.
- Lancierung eigenwirtschaftlicher Angebote, die der Stadt und besonders den Bedürftigen/Randständigen helfen und im Idealfall auch einen Deckungsbeitrag an die Arbeit der OKE abwerfen.
Die Presse nennt Lorenz "Regenbogenpfarrer" oder den "Pfarrer mit der Lederjacke ".
Die OKE probiert immer wieder Neues aus und kann auf aktuelle, gesellschaftliche Bedürfnisse rasch reagieren, da sie "die Nase im Wind hat", mit den lokalen Playern gut vernetzt ist und schnelle, effiziente Strukturen hat.
Dabei hat er aber auch die Freiwilligen, die bei den sozialen Projekten der OKE mithelfen, im Auge. Diese sind zum Teil nicht kirchenaffin. So nennt er «Kirchen-Mitwirkung» «die neue Kirchen-Mitgliedschaft». Dabei sei es spannend, wenn die eher säkularen Freiwilligen in den Flüchtlingsprojekten bei den Geflüchteten auf teilweise sehr religiöse Menschen treffen. «Da passiert Neues, Unerwartetes, Berührendes. Das Projekt bietet so neue Heimat – den Geflüchteten und den Freiwilligen.»
Was wirklich zählt
«Wir sollten früh begreifen, das Glück nicht ein Zufall sondern eine Wahl ist. Glück heisst nicht Reichtum oder Wohlergehen. Glück heisst dankbar sein für alles, was wir haben oder erleben: Das unverdiente (Sicherheit, Freiheit, Rechtsgleichheit, Umweltbedingungen) und das Erlebte und Erliebte (Beziehungen, Projekte, Einsatz für sich und andere). Wenn wir früh unser Leben vom Ende her denken, werden wir weise. Denn am Ende zählt: Liebe, die wir gegeben und bekommen haben, Beziehungen, die wir gepflegt haben, Wunden, die sich schliessen, Vergebung für erlittenes und zugefügtes Leiden, Sanftheit und Zärtlichkeit, und schliesslich dankbar und liebevoll Loslassen um die liebevolle Ewigkeit wahrzunehmen, die uns erwartet. So können wir Welt besser verlassen, als wir sie angetroffen haben.»